Nationalpark Hohe Tauern

weitere aktuelle Forschungsprojekte


 Kärnten:

Sternenhimmel - Lichtverschmutzung
Alpendohlen - Besenderung und Beringung

Salzburg:

Langzeitmonitoring Sattelkar
Gewässerentwicklungskonzepte

Tirol:

Massenbilanz Mullwitzkees
Kulturlandschaftselemente


Gewässerentwicklungskonzepte

Fließgewässer sind besonders vom Menschen beanspruchte Lebensräume. Im Nationalpark Hohe Tauern finden sich noch weitgehend freifließende Bäche und Achen, aber auch hier sind teilweise menschliche Eingriffe und daraus resultierende, negative gewässerökologische Auswirkungen feststellbar. Um ein umfangreiches Wissen über die im Nationalpark gelegenen Fließgewässer und deren Beeinträchtigung aufzubauen und aufrechtzuerhalten, beauftragt der Nationalpark Hohe Tauern Salzburg sogenannte Gewässerentwicklungskonzepte (GEK).

 

Fluss im Nationalpark Hohe Tauern

Bildautor:  REVITAL Integrative Naturraumplanung GmbH/Mathias Pargger

 

Ein GEK folgt einem klar strukturierten Aufbau: Zunächst erfolgt eine umfassende Bestandsaufnahme des IST-Zustands der Gewässer und der angrenzenden Bereiche. Hierbei werden folgende Themenbereiche untersucht:


• Gewässerökologie
• Terrestrische Ökologie
• Nutzung
• Abiotik

Im Rahmen der gewässerökologischen Erhebungen werden Fließgewässer auf menschliche Verbauungen untersucht, die Uferstrukturen und die morphologische Ausprägung der Bäche erfasst, eine Elektrobefischung, eine Makrozoobenthos und Phytobenthos Erhebung durchgeführt sowie der physikalisch-chemische Zustand ermittelt. Der Themenbereich terrestrische Ökologie umfasst eine flächendeckende Biotopkartierung des Gewässers und der Überflutungsfläche sowie eine gewässerbegleitende Vogel- und Amphibienkartierung. Weiters werden Nutzungen im Gewässer und seinem Überflutungsbereich (Wasserkraft, Landwirtschaft, etc.) erhoben. Für den Themenbereich, Abiotik, werden das Abflussgeschehen modelliert und potenzielle Geschiebeherde identifiziert. Auf diesen Erhebungen aufbauend wird eine Defizitanalyse durchgeführt, aus der schließlich konkrete Maßnahmenvorschläge zur Verbesserung des ökologischen Zustands abgeleitet werden. Diese Maßnahmen können dann im Rahmen des Vertragsnaturschutzes gemeinsam mit den Grundeigentümern umgesetzt werden, um eine Verbesserung am Gewässer zu erzielen.

Die bereits abgeschlossenen GEKs (Krimmler Achental und Sulzbachtäler) sind auf parcs.at online aufrufbar parcs.at 

Weitere sind derzeit in Umsetzung (Hollersbach und Habach) und Planung (Gastein).

 


Lanzgeitmonitoring am Sattelkar

Die Alpen erwärmen sich deutlich stärker und schneller als andere Regionen. Gemeinsam mit weiteren klimatischen Veränderungen (z.B. Niederschlagsverteilung) führt dies teils zu starken Auswirkungen. Eine beinahe unsichtbare Veränderung findet im dauergefrorenen Untergrund, dem Permafrost, statt. Daraus resultieren Schwächungen des Gebirges und eine vermehrte Mobilisierbarkeit von Lockermaterial durch Starkniederschläge.

Das Sattelkar (zw. 2130 und 2730 m ü.A.) ist ein hochalpines Kar mit besonders hoher Steinschlag-, Rutschungs- und Murenaktivität. Es befindet sich im Obersulzbachtal und ist geprägt von Hangschutt und Felssturzablagerungen der rundum aufragenden Granitgneiswände. Des Weiteren ist aufgrund der topographischen Lage und Höhe sporadisch mit Permafrostvorkommen zu rechnen. Spätestens seit 2005 ist eine erhöhte Dynamik an Massenverlagerungsprozessen innerhalb dieses Kares zu erkennen.

 

Blick auf das Sattelkar

Blick auf das Sattelkar. c Georesearch/Ingo Hartmeyer

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Seit 2018 werden im Rahmen eines Langzeitmonitoring Umweltbedingungen und Entwicklungen am Sattelkar überwacht. So werden die atmosphärischen und hydrologischen Bedingungen durch Wetterstationen aufgenommen. Jährliche Befliegungen mit Drohnen erfassen Oberflächenveränderungen, Bewegungs- und Erosionsraten. Oberflächennahe Temperatursensoren messen Untergrundtemperaturen und seismische Messstationen sowie ein Kamerasystem am Gegenhang erfassen Muren, Hangrutschungen und Steinschlag. Ältere Veränderungen im Kar können durch Luftbildanalysen, Zeugenberichte und Schadensereignisse nachvollzogen werden.

Seit 2005 nahmen die Ausdehnung und Bewegungsrate der Rutschung mehr und mehr zu. Mittlerweile sind über 13 ha und über 1.000.000 m³ Lockermaterial mit einer Bewegungsrate von mehr als 30 m/a in Bewegung. Betrachtet man den Zeitraum 2010 – 2022, so wurden insgesamt 776.868 m³ an Material aus dem Kar transportiert. Seit 2022 gehen die Bewegungsraten wieder zurück. Als Hauptursachen der starken Aktivität gelten tauender Permafrost und sommerliche Starkniederschläge, die ein Kriechen der Schuttmassen auf dem glatten Karboden auslösen. Um ein verbessertes Prozessverständnis und verlässlichere Vorhersagen für zukünftige Ereignisse treffen zu können wird das Projekt die kommenden Jahre weitergeführt.

Link parcs.at 
Link Sattelkar Georesearch: Hier  


Kulturlandschaftselemente in der Nationalparkregion Hohe Tauern Tirol

Von A wie Alm bis Z wie Zaun – Der Nationalpark Hohe Tauern Tirol weist eine Vielzahl wertvoller und diverser historischer Kulturlandschaftselemente auf. Die Strukturen fügen sich harmonisch in die Landschaft ein und unterstreichen die Verzahnung von Natur- und Kulturlandschaft, die den Nationalpark prägt. Diese Verbindung schafft nicht nur eine eindrucksvolle Kulisse, sondern leistet einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in einem sich wandelnden Landschaftsbild.

 

Projektziele

Das Projekt beabsichtigt eine Inventarisierung dieser wertvollen Strukturen, um den Status Quo sicht- und faßbar zu machen. Primär wird untersucht, welche und wie viele historische Kulturlandschaftselemente sich im Untersuchungsgebiet befinden. Zentral ist die Einbindung der Menschen vor Ort mit ihrem wertvollen, alten Erfahrungswissen. Ein besonders wichtiger Aspekt ist außerdem die Steigerung der Wertschätzung und des Bewusstseins gegenüber diesen oft durch mühsame Arbeit entstandenen Strukturen und dem traditionellen Handwerk. Denn nur mit Wissen, Wertschätzung und bewusster Wahrnehmung können diese Kulturgüter langfristig und nachhaltig geschützt und präsent in der Landschaft erhalten werden. Die Ergebnisse werden nach Projektende präsentiert und Interessierten zur Verfügung gestellt.

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Mehr zu den Ergebnissen auf parcs.at:


Massenhaushalt am Ä. Mullwitz- und Zettalunitzkees

Das Projekt „Massenbilanz Mullwitzkees“ misst seit 2006 den jährlichen Massehaushalt des Mullwitzkees im Nationalpark Hohe Tauern.Erfasst werden Schneeakkumulation, Sommerschmelze, Wetterdaten und die räumliche Verteilung der Massenbilanz.Der Gletscher zeigt einen langfristig starken Massenverlust und deutliche Flächenreduktion.Die Sommerschmelze ist der entscheidende Faktor für die jährliche Bilanz. Die Daten sind Teil eines Langzeit-Forschungsprogramms und dienen Klima-, Hydrologie- und Gletscherstudien.

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Mehr zu den Ergebnissen auf parcs.at:


Besenderung und Beringung von Alpendohlen

Die Alpendohle zeigt Menschen gegenüber kaum Scheu. Daher ist sie häufig in der Nähe von Almhütten oder Berggipfeln anzutreffen, wo sie geschickt ein paar Futterstücke stibitzt. Als Mitglied der Rabenvögel ist sie ausgesprochen anpassungsfähig und bewohnt im Winter auch Städte und Dörfer, wo sie ihr Nahrungsspektrum vor allem mit menschlichen Essensresten ergänzt. Anders als andere Tierarten scheinen Alpendohlen von der steigenden Freizeitnutzung in alpinem Lebensraum zu profitieren. Trotz ihrer Bekanntheit ist jedoch nach wie vor wenig darüber bekannt, wie sie ihre Lebensräume und Nahrungsquellen in alpinen Gebieten saisonal nutzen.
Um diese Wissenslücke zu schließen, wurde eine Kooperation zwischen dem Senckenberg Institut für Biodiversität und Klimaforschung, dem Institut für Wildtierkunde und Ökologie der VetMed Uni Wien sowie dem Nationalpark Hohe Tauern ins Leben gerufen. Unter der Leitung von Dr. Kristina Beck untersucht das Projekt das Raumnutzungsverhalten der Alpendohlen sowie den Einfluss menschlicher Aktivitäten.

Dabei stehen drei zentrale Fragen im Fokus:

1) Wie groß sind die Streifgebiete der Alpendohlen und welche Zonen nutzen sie am meisten?

2) In welchem Ausmaß greifen Alpendohlen auf menschliche Nahrungsquellen zurück, und wie häufig halten sie sich in der Nähe des Menschen auf?

3) Welchen Einfluss haben Wetterbedingungen und Nahrungsverfügbarkeit im alpinen Lebensraum auf ihre Bewegungen?

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Seit Mai 2025 wurden auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe insgesamt 41 Alpendohlen mit GPS-Sendern und Farbringen markiert. c Ronja König


Zur Beantwortung dieser Fragen wurden seit Mai 2025 auf der Kaiser-Franz-Josef-Höhe bereits 41 Alpendohlen gefangen sowie mit GPS-Sendern und Farbringen ausgestattet. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich die besenderten Vögel überwiegend im Gebiet rund um die Franz-Josefs-Höhe aufhalten, mit Ausflügen zur Erzherzog-Johann-Hütte oder zur Oberwalderhütte. Besonders häufig wurden Alpendohlen zudem im Bereich des Leiterkopfs beobachtet, vermutlich weil die dortigen Wiesen reichlich natürliche Nahrung wie Insekten bieten. Auffällig sind auch deutliche individuelle Unterschiede: Während sich manche Vögel stark auf menschliche Nahrung spezialisieren, suchen andere überwiegend in natürlichen Habitaten nach Futter. Obwohl sich die Alpendohlen insgesamt vor allem lokal um die Franz-Josefs-Höhe aufhalten, zeigen die GPS-Daten, dass auch weitere Ausflüge möglich sind. Die ersten Ergebnisse sind bereits äußerst vielversprechend. Mit dem ersten Wintereinbruch wird sich zeigen, welche Vögel in die Tallagen abwandern und ob sie dennoch täglich zu ihren angestammten Schlafplätzen in den Hochlagen zurückkehren.


Sternenregion Nationalparkgemeinden – Licht aus für die Natur

Mitten im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern liegt eine der dunkelsten und naturnächsten Himmelslandschaften Europas – ein wertvolles Gut, das durch zunehmende Lichtverschmutzung bedroht ist. Die Klima- und Energie-Modellregion (KEM) „Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal“ hat deshalb das Projekt „Sternenregion“ ins Leben gerufen.
Ziel ist es, die Effizienzsteigerung der Beleuchtung im öffentlichen Raum und die Erhöhung der Lebensqualität der Bevölkerung und den Schutz der Tier-/und Pflanzenwelt zu fördern und auch die Positionierung einer Nachthimmelqualität für einen sanften Tourismus anzuregen.

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Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit mit vielfältigen Maßnahmen wird das Bewusstsein für die Bedeutung der natürlichen Dunkelheit geschärft. Am Beispiel von geführten Sternenhimmel-Touren im Nationalpark Hohe Tauern besteht die Möglichkeit die Schönheit des Universums zu bewundern, und ebenso Wissenswertes über die essentielle Bedeutung von Dunkelheit für die nächtliche Tier- und Pflanzenwelt zu erfahren. Auch Menschen sind von den negativen Folgen der Lichtverschmutzung betroffen, die von Schlafstörungen bis zu langfristigen Gesundheitsproblemen reichen können.
Ein Highlight des Projekts war die Veranstaltung „LUXUS STERNENHIMMEL. Sinnvoller & effizienter Einsatz künstlichen Lichts“, mit dem Astrophysiker Dr. Stefan Wallner, bei der die Auswirkungen von Lichtsmog wissenschaftlich beleuchtet und konkrete Handlungsempfehlungen für die drei Nationalparkgemeinden Großkirchheim, Mörtschach und Winklern gegeben wurden.
„Diese KEM-Maßnahme zeigt vor allem die Chancen von Klimaschutz auf. So werden durch Effizienzsteigerung von Beleuchtung im öffentlichen Raum neben einer CO₂-Einsparung und Kostenreduktion bei weniger Stromverbrauch, vor allem die positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität von Menschen, der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt und die Attraktivität eines naturnahen Nachthimmels für den sanften Tourismus adressiert.“ – Barbara Pucker, Nationalpark Hohe Tauern
Langfristig strebt der Nationalpark Hohe Tauern gemeinsam mit der KEM eine Auszeichnung als International Dark Sky Park an – ein starkes Zeichen für nachhaltigen Tourismus und gelebten Naturschutz.
Mehr zur Maßnahme „Sternenregion“ finden Sie auf der Homepage der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) „Nationalparkgemeinden Oberes Mölltal“

 

Hilfreiche Tipps und einfach umzusetzende Maßnahmen für Privathaushalte FOLDER (siehe FOLDER) und Unternehmen (siehe FOLDER).