Nationalpark Hohe Tauern

Salzburger Forscher untersuchen Felsstürze im Obersulzbachtal


Kameras und Sensoren zeigen Folgen des Klimawandels / Bessere Vorhersage für Naturgefahren

Das Obersulzbachtal im Nationalpark Hohe Tauern ist in Bewegung, dort passieren immer wieder spektakuläre Felsstürze und Hangrutschungen. Grund: der Klimawandel, genau mehr Regen statt Schnee und Dauerfrostboden, der auftaut. Salzburger Forscher haben ein Gebiet „verkabelt“ und können so Naturgefahren besser verstehen und vorhersagen.


Zwischen 2.100 und 2.800 Metern Höhe werden seit 2005 beim schwer zugänglichen Sattelkar starke Veränderungen der Oberflächen beobachtet. „Die mit modernsten Forschungsmethoden erhobenen Beobachtungsdaten lassen uns das Verhalten hochalpiner Regionen im Klimawandel besser verstehen. Daraus gewinnen wir Rückschlüsse, wo etwa künftig verstärkt Muren abgehen“, sagt Landesrätin Daniela Gutschi, die sich in der Forschungseinrichtung Georesearch im Wissenspark Urstein ein Bild von den Projektfortschritten gemacht hat.

Problem: Regen statt Schnee

Besonders in jüngsten Jahren konnten Forscher in den Alpen zahlreiche Felsstürze in hochalpinen Karen dokumentieren: Hauptverursacher: starker Regen. Durch steigende Temperaturen wandert die Schneefallgrenze im Sommer immer weiter hinauf, dort, wo der Boden sonst durchgehend gefroren war, taut der Untergrund auf. Regen statt Schnee – das hat massive Auswirkungen. „Wechselwirkungen zwischen Einflüssen der Atmosphäre, der Oberflächen und dem Untergrund sind bis jetzt wenig erforscht, langfristige Datenreihen kaum vorhanden. Sie sind aber wichtig für Rechenmodelle, um die künftige Entwicklung besser vorhersagen zu können“, erklärt Markus Keuschnig von Georesearch.

Forschungsregion Sattelkar

Von 2010 bis 2022 sind insgesamt mehr als 750.000 Kubikmeter an Geröll aus dem Sattelkar nach unten gewandert. Allein 2021 waren es 200.000 Kubikmeter. Zum Vergleich: Das sind 5.500 Lastwagenladungen. Mittlerweile sind mehr als 13 Hektar und eine Million Kubikmeter mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50 Metern pro Jahr in Bewegung. „Wir erfassen Witterungsverhältnisse, Bodentemperaturen oder Wasserisotope, verfolgen Bodenveränderungen mit Drohnen, führen aber auch geophysikalische Messungen am Eis durch. Seit dem Vorjahr überwacht ein Kamerasystem am gegenüberliegenden Hang die Veränderung. Alles, um wichtige Erkenntnisse zu bekommen“, so Keuschnig.

Frühwarnung für gefährdete Täler

Aufgrund wiederholter Murenabgänge mussten schon mehrmals die Straße und Brücken im Obersulzbachtal verlegt werden. Auffallend aktiv ist dabei der Bereich um das Sattelkar mit gigantischen Mengen an lockerem Gesteinen. „Die Zusammenhänge zu verstehen gibt uns die Möglichkeit, kritische Bereiche in anderen Alpentälern herauszufinden und hier Frühwarnsysteme zu installieren“, so Ludwig Fegerl vom Landesgeologischen Dienst.

Wissenschaftliche Zusammenarbeit

Beteiligt am Projekt sind der Hydrographische und der Geologische Dienst des Landes, die Nationalpark-Verwaltung Salzburg sowie die Wildbach- und Lawinenverbauung, die alle von den Erkenntnissen profitieren. Mit mehr als 70.000 Euro unterstützen Land, Bund und EU die Forschungsarbeiten.

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Medienrückfragen: Christian Blaschke, Büro Landesrätin Daniela Gutschi, Tel. +43 662 8042-4921, Mobil: +43 664 5917126, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Geschrieben von
Florian Kreidl Glück

21.04.2023