Nationalpark Hohe Tauern

Mensch und Natur im Einklang


– geht das überhaupt?

Den heutigen Mensch (Homo sapiens sapiens) gibt es seit ca. 300.000 Jahren , in Europa gar erst seit 45.000 Jahren. Sesshaft wurde der Mensch in der Jungsteinzeit, also vor ca. 12.000 Jahren.
Somit können wir uns vorstellen, welch lange Zeit der Mensch als Jäger und Sammler in hautnahem Kontakt mit der Natur seiner Umgebung war – in ihr mehr oder auch weniger gut zurechtgekommen ist. Sein Verhältnis zu seiner unmittelbaren Umgebung war äußerst intensiv, so stellt man sich das heute vor und es mag wohl tatsächlich so gewesen sein.


Aber heute? Hierzu einige Gedanken;

Im Vergleich dazu ist die Zeit, die der Mensch bisher in der urbanen Lebenswelt verbracht hat, fast verschwindend kurz. Als eine der ältesten Städte Europas gilt die von Phöniziern vor 3.000 Jahren gegründete Stadt Cadiz im spanischen Andalusien. Und doch lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung heute in Städten.
Es ist eine künstliche, eine menschengemachte Umgebung in der viele von uns leben. Geprägt von Lärm, Verkehr, Beton, Verschmutzung, Menschenmassen, oft auch Aggression und Kriminalität, vor allem auch sozialem Druck und vielem mehr. Das alles beeinträchtigt natürlich die Psyche – ein dauerndes Getriebensein, immer funktionieren zu müssen, ständige Erreichbarkeit, stets Verpflichtungen.
Da ist es nur verständlich, dass die Sehnsucht nach der Rückkehr zu unserer eigentlichen Herkunft immer stärker wird. So lange ist das ja noch nicht her wie die obigen Zahlen verdeutlichen. Kann es sein, dass das damalige Dasein noch irgendwo tief in uns verwurzelt ist? Wieder Jäger und Sammler zu sein wäre wohl über’s Ziel hinausgeschossen. Aber die Sehnsucht, auch einmal alleine oder mit vertrauten Menschen irgendwo sein zu können, endlich einmal zur Ruhe zu kommen, sich selber zu spüren, diese Sehnsucht schlummert wohl in uns allen.

Maier low moos

c Peter Maier

 

Grün beruhigt – nicht umsonst waren zumindest früher Schultafeln immer grün. Und wenn wir in die Natur hinausgehen, dann nehmen wir sie ob der vielen Pflanzen auch als grün wahr. Zudem ist alles ruhig, die negativen Umwelteinflüsse wie Hitze, Staub und Lärm sind – wenn überhaupt dann nur stark reduziert vorhanden. Wer einmal den Mut hat – ja so ist es mittlerweile leider geworden, dass man dafür Überwindung braucht – sein Handy auszuschalten und sich irgendwo im Wald oder auf einem Berg hinzusetzen, dem wird es schon nach kurzer Zeit gelingen, negative Emotionen herunterzufahren und bei sich selbst zu sein. Dafür braucht es keinen spirituellen Überbau wie er mittlerweile stark vermarktet wird. Die Gedanken schweifen, Lösungen tauchen auf, man ist plötzlich wieder guten Mutes: Es wird schon gehen, alles wird gut. Und damit kommt auch Freude auf, ein Glücksgefühl.
Zurück zur Natur ist nicht mehr möglich, dafür ist die urbane und industrielle Welt zu stark geworden, nicht mehr rückbaubar. Und trotzdem wird die Natur wider besseres Wissen in vielfältiger Form verbraucht und oftmals ganz zerstört.
Aber ist es möglich, dass der Mensch wenigstens „im Einklang mit der Natur“ sein kann? Durchaus, wenn auch mittlerweile wohl leider nur mehr auf bestimmte Zeit, dann kommt der Alltag wieder. Es sind eben jene Momente, wo man hinaus geht an einen schönen Ort wo man seine „Herkunft“ wieder spüren kann. Wenn dabei dann auch die Bereitschaft erwacht, der gequälten Natur zu helfen oder die noch vorhandene zu schützen, also seine „Heimat“ zu bewahren, dann ist schon sehr viel getan. Dazu muss man kein Weltpolitiker sein – jeder und jede eben im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten.

Maier low Wald

c Peter Maier


Die Natur in der Bergwelt der Hohen Tauern ist großflächig völlig ungestört, und dort wo man menschliches Wirken sieht, ist solches recht naturverträglich entstanden. Die erste Straße ins Kalser Tal wurde beispielsweise erst im Jahr 1912 erbaut. Die völlige Technisierung wie vielerorts in den Alpen ist in Osttirol niemals eingetreten. „Weniger ist mehr“ – diese Aussage trifft für Osttirol gänzlich zu und stellt dieses kleine Land damit als Eldorado für den naturliebhabenden Menschen in den Vordergrund. Es gibt zahlreiche Wohlfühlplätze und wer sie aufsucht, wird mit Sicherheit seinen ganz persönlichen finden. Sei es nun ein Wald, ein Fluss, eine verschneite Almwiese, ein Bergsee oder Gipfel ….
Also nichts wie raus in die ruhige Winterlandschaft, aber bitte mit Rücksicht auf die ohnedies zu dieser Jahreszeit stark belastete Tierwelt!

Natur Plaha OW

 c OW Plaha


Geschrieben von
Martin Kurzthaler

16.12.2025