Der Nationalpark Hohe Tauern weist sehr viele wertvolle und diverse Kulturlandschaftselemente auf. Sie begegnen uns in Form von Almhütten, Hirtenunterständen, Trockensteinmauern (Klaubsteinmauern), Zäunen und noch vielem mehr! Trotz dieser Fülle an sehr unterschiedlichen Erscheinungsbildern eint sie ihr gemeinsamer Effekt auf das Landschaftsbild. Denn erst mit diesen kulturhistorischen Errungenschaften wird eine Naturlandschaft zur traditionellen Kulturlandschaft.
Kulturhistorische und ökologische Bedeutung
Diese Bauwerke sind in Zusammenhang mit der bäuerlichen Kultur und dem inneralpinen Handelswesen entstanden. Aber auch heute sind sie noch bedeutende Zeugen alter handwerklicher Tätigkeit und Siedlungsgeschichte im Alpenraum.
Ebenso beachtenswert sind sie aber auch aus ökologischer Sicht. Einerseits durch die vorwiegend naturnahe Bauweise mit regionalen Ressourcen, andererseits, weil sie die Strukturvielfalt der Landschaft erhöhen und damit vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, Nahrungsstellen und Versteckmöglichkeiten bieten.
Vergessen - Verfallen - Verloren
Vielerorts in den Gemeinden des Nationalparks gegeben, geraten diese aussagekräftigen Elemente der Kulturlandschaft dennoch mehr und mehr in Vergessenheit und werden dem Verfall freigegeben. Doch nicht nur die Strukturen an sich verschwinden Stück für Stück aus der Landschaft, auch die Basis - das regionale Handwerks- und Erfahrungswissen - ist nur noch vereinzelt vorhanden.
Projektstart
Diesen Entwicklungen möchte der Nationalpark Hohe Tauern mit dem Projekt „Kulturlandschaftselemente in der Nationalparkregion Hohe Tauern Tirol“ entgegengewirken.
Primär wird untersucht, welche und wie viele Kulturlandschaftselemente sich in der Nationalparkregion Hohe Tauern Tirol befinden.
Ebenso wesentliche Aspekte sind der Wissenstransfer und die Steigerung der Wertschätzung gegenüber diesen oft in mühsamer Arbeit entstandenen historischen Spuren. Denn nur mit dem notwendigen Wissen und einer bewussteren Wahrnehmung werden Schutz und Erhalt dieser einzigartigen Bauelemente möglich.
LEADER-Pilotprojekt im Kalser Dorfertal
Der Projektdurchlauf wird zu Beginn in einem Pilotgebiet erprobt, um so wichtige Grundlagen zu schaffen und erste Erfahrungen zu sammeln. Die dafür entwickelte Methodik stellt die Basis für die Untersuchungen in allen weiteren Projektgebieten dar. Das Ziel ist, das Projekt als langfristiges Programm in der Nationalparkregion Hohe Tauern Tirol zu etablieren.
Die Pilotphase läuft im Rahmen eines EU-geförderten LEADER-Projektes und dauert bis Ende 2024. Als Pilotgebiet wurde das geschichtsträchtige Kalser Dorfertal ausgewählt.
Aktuell befindet sich das Projektteam, welches aus Nationalpark-Mitarbeiter:innen und externen Expert:innen aus den Bereichen Kulturwissenschaft und Biologie besteht, in einer intensiven Einarbeitungsphase. Im Sommer 2023 wird es erste Begehungen und Kartierungen in der sogenannten „Wiege des Nationalparks" geben. Die Untersuchungsergebnisse werden der Öffentlichkeit zu einem späteren Zeitpunkt zugänglich gemacht.
Nähere Informationen zum LEADER-Projekt „Kulturlandschaftselemente in der Nationalparkregion Hohe Tauern Tirol“ finden Sie hier.