Nationalpark Hohe Tauern

Forscher treffen auf Nonnen im Habachtal in Salzburg
18. „Tage der Artenvielfalt“ 2024 im Nationalpark Hohe Tauern


Habachtal/Bramberg

Wer kann sich nicht an einen Sommer auf einer Bergwiese erinnern? Schmetterlinge tanzen von Blume zu Blume, das Summen der Insekten erfüllt die Luft. Bunte Wiesen mit seltenen Distelhummeln, schillernden Bläulingen und leuchtendem Enzian ziehen Wanderer in ihren Bann. Durchaus fragt man sich: „Welche Art ist das hier wohl?“

 

Im Rahmen des 18. „Tages der Artenvielfalt“ im Nationalpark Hohe Tauern haben über 75 ehrenamtliche Expert:innen im Habachtal in Salzburg am vergangenen Wochenende diese faszinierende Vielfalt tagsüber und während der Nacht entdeckt und dokumentiert. Das Habachtal südlich von Bramberg bietet neben Smaragden auch eine Vielfalt an Lebensräumen von kleinen Schluchtenwäldern über Almen und subalpine Heiden bis zu den hochalpinen Bereichen mit den Übergängen ins Hollersbachtal und ins Gschlösstal.

 

Seit 2007 wurden knapp 67.000 Datensätze erfasst

Ziel der seit 2007 jährlich stattfindenden Tage der Artenvielfalt ist es, die im jeweiligen Untersuchungsgebiet vorkommenden Arten systematisch zu erfassen und so einen Beitrag zur Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern zu leisten, die derzeit knapp 67.000 Datensätze umfasst. Großer Dank des Nationalparks gilt den über 75 Wissenschaftler:innen, die trotz großteils regnerischem Wetter unermüdlich im Einsatz waren.

Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war die Beobachtung der Gebänderten Heidelibelle – Sympetrum pedemontanum, die innerhalb der Grenzen des Nationalsparks extrem selten ist, und im Habachtal bislang noch nie nachgewiesen wurde. Insgesamt wurden während der Nächte über 90 Arten an Nachtfalter gezählt, darunter auch  Nonnen – Lymantria monacha oder die seltene Eisenhut-Goldeule – Polychrysia moneta. Diese Beobachtung war besonders interessant, da diese nachtaktive Falterart selten an künstliche Lichtquellen kommt.

 

Über 500 verschiedene Pflanzenarten dokumentiert

Die Botaniker haben ebenfalls beeindruckende Ergebnisse erzielt, mit der Dokumentation von über 500 verschiedenen Pflanzenarten und mehr als 70 verschiedenen Moosen und Flechten. Darüber hinaus konnten über 30 Pilzarten bestimmt werden. „Die Touristen sind schon sehr interessiert, was wir hier am Boden liegend im Wald machen“, lacht der Mykologe Till. R. Lohmeyer „und auf den spannendsten Fund, eine Puppen-Kernkeule – Cordyceps militaris hat uns ein 8-jähriger Bub hingewiesen, der mit seiner Familie vorbeigewandert war“.

Diese und viele weitere Funde werden nun validiert und in Laboranalysen weiter untersucht. Die Ergebnisse der „Tage der Artenvielfalt“ sind ein wertvoller Beitrag zur „Buchhaltung der Natur“ und werden in die Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern Tauern am Haus der Natur in Salzburg einfließen. Die finalen Ergebnisse werden im Herbst 2024 oder dem darauffolgenden Winter erwartet. Die bisherigen Erkenntnisse der Tage der Artenvielfalt wurden dieses Jahr auch in einer informativen Broschüre („Vielfältiges Leben“) zusammengefasst und bieten spannende, reich bebilderte Informationen zu Arten, Evolutionsgeschichte und Lebensräumen im Nationalpark Hohe Tauern.

 

„Tage der Artenvielfalt“ als wichtiger Baustein für die Forschung

Der 18. „Tage der Artenvielfalt“ war ein voller Erfolg und ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig der Nationalpark Hohe Tauern für den Erhalt der Biodiversität und die wissenschaftliche Forschung ist. Wir freuen uns auf die kommenden Jahre und die weiteren gemeinsamen Entdeckungen, die sie bringen werden. Auch der ressortzuständige Landesrat von Salzburg, Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger, findet, dass „eine Dokumentation der vielfältigen Natur im Nationalpark Hohe Tauern von unschätzbaren Wert ist. Ein großer Dank gilt allen Ehrenamtlichen und den Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung, die solch eine Veranstaltung erst möglich machen!“

 



Geschrieben von
Felix Germann

04.09.2024