Nationalpark Hohe Tauern

Ein Tag mit ...
Stefan Lerch (Naturraummanagement NPV Salzburg)


im Schaubergwerk Hochfeld, Untersulzbachtal/Neukirchen

„Glück auf," im Schaubergwerk Hochfeld im Untersulzbachtal bei Neukirchen am Großvenediger

Damit das auch in Zukunft so bleibt, werden jedes Jahr um diese Zeit umfangreiche Instandhaltungsarbeiten durch unsere Schaubergwerks-Mitarbeiter Gerhard und Johannes Hofer, Gerhard Schwab und unserem Zivildiener – derzeit ist das Florian Möschl – durchgeführt. Die Sicherungsmaßnahmen sind nötig, um ab Mitte Mai das Schaubergwerk wieder für Gruppenführungen öffnen zu können. Die Instandhaltunsarbeiten sind umfangreich und erfordern ein vielseitiges Können der Arbeiter. Das Austauschen von morsch gewordenen stützenden Holzbalken, das Abputzen von losem Gestein, die umfangreiche Wegerhaltung mit einigen Holzböden, -leitern und gezimmerten Stiegen und viele weitere Arbeiten gewähren die Sicherheit im Stollen.

 

Stefan Lerch vorm Schaubergwerkseingang c S Moser

Stefan Lerch vor der Übersichtskarte des Schaubergwerks Hochfeld (Untersulzbachtal/Neukirchen), dahinter befindet sich der Eingang in den Hieronymus-Erbstollen. © S. Moser

 

„Einfahren“ in den Hieronymus-Erbstollen

Ich begleitete meinen Kollegen Stefan Lerch vom Naturraummanagement der Salzburger Nationalparkverwaltung bei seinem Kontrollgang ins Schaubergwerk Hochfeld. Bevor wir in das Bergwerk „einfahren“ zeigt mir Stefan auf der Übersichtskarte direkt vor dem Schaubergwerk die Stelle, wo sich die derzeitige Baustelle im Stollen befindet, also den Bereich, wo die fleißige Bergarbeitertruppe schon seit den frühen Morgenstunden ihre Arbeiten durchführt. Dann geht es auch schon vorbei an der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Besonders am Anfang des Hieronymus-Erbstollen tropfen dicke Wassertropfen von der Felsdecke auf uns herab und unter dem hölzernen Weg bahnt sich ein Rinnsal seinen Weg. Stefan erklärt mir, dass diese Stelle die nasseste im gesamten Stollen ist und der trockenste Bereich sich am anderen Ende des Stollens befindet, wo wir den Untersulzbach unterirdisch queren werden, um schlussendlich wieder ins Freie zu gelangen.

 

„Safety first“ im Schaubergwerk Hochfeld

Es dauert nicht lange, da kommen uns bereits Gerhard Schwab und Zivildiener Florian Möschl mit einer Scheibtruhe voll Schutt auf dem schmalen Weg entgegen. Gegrüßt wird sich unter Tage immer mit „Glück auf,“ einem alten Bergwerksgruß, der den gegenseitigen Wunsch ausdrückt, dass der/die Gegrüßte nach getaner Arbeit gesund aus dem Bergwerk ausfahren möge. Zu früheren Zeiten bedeutete dieser Gruß aber auch den mitgegebenen Wunsch, dass sich neue Erzgänge auftun mögen. Hier und heute sind wir nicht angewiesen auf neue Erzgänge, aber das Thema Sicherheit im Stollen ist heute genauso wichtig, wie damals. Wir gehen also weiter bis wir im Baustellenbereich auf Gerhard und Johannes Hofer treffen, die gerade Arbeiten durchführen, die genau diese Sicherheit für unsere zukünftigen Besucher:innen gewährleisten sollen. Konkret tragen die beiden gerade Schutt von einer Steilstelle im Bergwerk ab, wo aktuell eine hölzerne Stiege fehlt. Die Aufstiegshilfe ist mit der Zeit morsch geworden und muss daher neu gezimmert werden, damit diese später an derselben Stelle wieder instaliert werden kann. Während ich mich noch frage, wie wir denn jetzt von einer Ebene auf die andere gelangen werden, zeigen mir die Zwillingsbrüder Gerhard und Johannes ihre derzeitigen Arbeitsschritte. Mir wird ansatzweise klar, wie anstrengend und fordernd diese täglichen Arbeiten im Stollen für unsere Bergwerksarbeiter sein müssen und ich bin dankbar für ihren Einsatz, den sie für die Sicherheit aller unserer Schaubergwerksgäste leisten. Stefan und ich überwinden das derzeit „stiegenlose“ Steilstück mit Muskelkraft und einer Behelfsleiter, verabschieden uns von den beiden und setzen unseren Weg im Stollen fort.

 

Ueberpruefung stuetzender Holzbalken im Bergwerk c S Moser

Stefan Lerch beim Überprüfen eines stützenden Holzbalkens im Schaubergwerk Hochfeld. © S. Moser

 

Rote Fähnchen, Notlichter und Wasserflaschen

Auf unserem weiteren Weg fallen mir immer wieder kleine rote Fähnchen, die an Holzbalken genagelt sind, auf. Hier haben die Bergwerksarbeiter bereits Stellen markiert, die ebenfalls erneuert bzw. ausgetauscht werden müssen. Es gibt also noch so einiges zu tun, bevor das Schaubergwerk wieder für Gäste geöffnet werden kann. Wir passieren auf unserem Weg auch sechs Grubentelefone, von denen man jederzeit nach außen rufen kann, um im Notfall Hilfe anzufordern. Neben all den „Notlichtern“, die am Weg an einigen Stellen gemeinsam mit einer Wasserflasche positioniert sind, fühle ich mich ziemlich sicher im Stollen. Nur Platzangst sollte man als Besucher:in nicht unbedingt mitbringen, da die Gänge im Bergwerk an einigen Stellen ziemlich eng werden. Spätestens beim Passieren dieser Engstellen bin ich froh über den gelben Helm, den ich trage und der für jede/n Besucher:in einen Teil der Schutzkleidung im Bergwerk darstellt.

 

Tierische Bewohner im Stollen

Der weitere Weg führt uns über Leitern und Stiegen fast 40 m höher hinauf, danach geht es ebenerdig weiter in Richtung Ausgang. Im letzten Abschnitt des Besucherstollens begegnen wir noch tierischen Bewohnern des Schaubergwerks Hochfeld. Unsere erste Entdeckung ist eine Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), die kopfüber in einem versteckten Winkel von der Felsdecke hängt. Dabei ist diese winzige Fledermausart vollständig in ihre Flughäute eingehüllt, da sie sich derzeit noch im Winterschlaf befindet. Kurz vorm Stollenausgang entdecken wir noch Meta menardi, eine Große Höhlenspinne, samt einigen Eikokons, die als Brutstätte für eben diese Spinnenart dienen und jeweils an einem seidenen Faden von der Felswand hängen. Bei einem Eikokon werden wir sogar Zeugen, wie winzige Spinnen aus dem Kokon schlüpfen und sich Richtung Höhlenausgang bewegen.

 

Kleine Hufeisennase im Winterschlaf c S Lerch

Kurz vorm Stollenausgang entdecken wir eine Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), die im Schaubergwerk Hochfeld ihren Winterschlaf hält. © S. Lerch

Grosse Hoehlenspinne im Bergwerk Hochfeld c S Moser

Ein weiterer nicht seltener Bewohner im Schaubergwerk Hochfeld ist die Große Höhlenspinne (Meta menardi), die wir ebenfalls im hinteren Stollenbereich entdecken. © S. Moser

 

Via Hängebrücke zurück zur Knappenstube

Als wir kurz darauf den Ausgang passieren und wieder ans Tageslicht gelangen, lacht uns die Sonne entgegen. Wir überqueren den rauschenden Untersulzbach via Hängebrücke und kehren nach einem kurzen Fußmarsch zurück zu unserem Ausgangspunkt - zur Nationalpark-Infohütte Knappenstube. Dort treffen wir auf Gerhard Hofer und Gerhard Schwab, die gerade Holzbalken für den Austausch im Bergwerk zurechtschneiden. Nach einem ereignisreichen Tag und vielen interssanten Einblicken in die umfangreichen Instandhaltungsarbeiten tausche ich den Arbeitsplatz Schaubergwerk Hochfeld wieder gegen meinen gewohnten Arbeitsplatz in der Nationalparkverwaltung Salzburg ein. Danke an meine Kollegen, die im Schaubergwerk Hochfeld wichtige Arbeiten für die Sicherheit durchführen und uns heute eine kleine Einsicht in ihre tägliche Arbeit im Bergwerk gegeben haben.



Geschrieben von
Sarah Moser

25.03.2024